RETTUNGSWACHE HUSUM
Aus nordöstlicher Richtung aufgenommen, im Vordergrund die B201
Mein Arbeitsplatz von November 2007 bis Juli 2020 war die Rettungswache Husum - hier zu sehen ist die Hauptwache an der
Schleswiger Chaussee, es gab noch eine kleine zusätzliche Wache am Kreiskrankenhaus Husum im Erichsenweg, an der das
NEF stationiert war (s.u.). Momentan ist das NEF auf der Hauptwache stationiert, da die neue Notarztwache am Krankenhaus
noch nicht fertig ist. Die Rettungswache ist verkehrsgünstig außerhalb der Innenstadt und in unmittelbarer Nähe der drei
großen Bundesstraßen B200, B201 und B5 gelegen.
Bezogen wurde die Wache Ende 1996, weil die alte Wache direkt am Krankenhaus a) zu klein wurde und b) die Hilfsfristen
bei Notfällen außerhalb Husums nicht mehr eingehalten werden konnten, weil die Fahrt durch die Innenstadt bei stetig
steigendem Verkehr immer länger dauerte.
Links befindet sich der Eingang der Rettungswache, dann schließen sich Richtung Garagen das Wachleiterbüro, die Küche,
ein WC, das Büro und zwei Aufenthaltsräume an, dann gelangt man durch das Treppenhaus in die Garagen oder in den ersten
Stock, wo sich die Umkleide-, Ruhe- und Sanitärräume befinden. Die Fahrzeughalle besteht aus sechs Stellplätzen und einer
Waschhalle. Darin befinden sich die drei RTW, der KTW, momentan auch das NEF und das Ersatz-NEF (beide gehen nach Fertigstellung
der Wache auf dem Krankenhausgelände wohl dorthin. Hinter den Stellplätzen befinden sich dann die Arbeits- und Lagerräume
der Rettungswache. Das Grundstück ist etwa 2.500qm groß.
Die Rettungswache Husum wurde kürzlich um einen Anbau erweitert, da durch den Anstieg der Einsatzzahlen und der damit verbundenen
verlängerten Vorhaltezeiten der Einsatzfahrzeuge die Mitarbeiteranzahl stark angestiegen ist und der Platz - gerade im Bereich
der Umkleideräume - einfach nicht mehr ausreicht. Ursprünglich war die Wache für 20 Hauptamtliche plus Jahrespraktikanten und/oder
Zivildienstleistende ausgelegt, künftig werden hier über 30 Hauptamtliche plus Jahrespraktikanten hier Dienst tun.
NEF-Wache
Hier zu sehen ist die alte NEF-Wache am Husumer Kreiskrankenhaus, dort war das Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) stationiert,
welches den Notarzt zum Einsatzort bringt. Die Rettungswache war jedoch nur in einem Teil des Gebäudes untergebracht, lediglich das linke
Erdgeschoß bis zu der ersten Sicherheitsbake gehörte dazu. Hinter der Garage befanden sich die Ruhe-, Sanitär- und Aufenthaltsräume
für den RA/NotSan, es gab auch eine Küchenzeile. Der Notarzt hatte seine Räume direkt im Kreiskrankenhaus und wurde am
hinteren Ausgang zum Besucherparkplatz abgeholt (Luftlinie etwa 100 Meter).
Da das Krankenhaus erweitert und umgebaut wird, musste das NEF auf die Hauptwache umziehen und wird erst nach Fertigstellung der
neuen Notarztwache auf das Krankenhausgelände zurück kehren.
Historisches
Ende der 30er Jahre war die Firma Knüppel für die Krankenbeförderung in und um Husum zuständig, während des zweiten
Weltkrieges übernahm dann das Deutsche Rote Kreuz (DRK) diese Aufgabe. Nach dem Krieg übertrugen die Engländer als Besatzungsmacht
diese Aufgabe der Freiwilligen Feuerwehr. 1949 übernahm dann der Kreis Nordfriesland aufgrund des "Gesetzes über die
Beförderung von Kranken" diese Aufgabe. Die erste Wache befand sich im Hof des "Schloß vor Husum".
Der Krankenwagendienst in Husum bestand Ende der 60er Jahre aus drei Krankentransportwagen, einem Reservefahrzeug und
einem PKW zur ausschließlich sitzenden Personenbeförderung. Die KTW waren mit Funk, Sauerstoffanlage (Resutatoren + Pulmotor)
und pneumatische Schienen ausgerüstet, ein Fahrzeug kostete damals etwa 22.000 DM. Zu erreichen war der Krankenwagendienst im
Husumer Ortsnetz unter der Nummer 2329 - die Telefonanlage war so geschaltet, dass diese nach vier Klingelzeichen automatisch auf
den nächsten Apparat weiter schaltete, angeschlossen waren die Privatanschlüsse der Fahrer, die nachts oder am Wochenende auch
einen Wagen mit nach Hause nahmen und so die Versorgung sicher stellten.
Zu dieser Zeit waren die "Krankenwagenfahrer" noch alleine mit dem Wagen unterwegs, am Notfallort mußten sie die Patienten
entweder alleine ins Auto bekommen oder in der Nachbarschaft um Hilfe fragen, eine Betreuung des Patienten während der Fahrt
ins Krankenhaus gab es nur verbal. Der Ausbildungsstand der Besatzungen waren auch durchaus unterschiedlich, es ging vom
Erste-Hilfe-Lehrgang über einen 56-Stunden-Krankenkraftfahrer-Lehrgang oder Fachlehrgang für Personal im Krankentransport bis
zum Pflegehelfer, eine gesetzliche Regelung war nicht vorhanden.
Ein weiteres Problem bestand in der Erreichbarkeit des Krankenwagendienstes, die einzelnen Nummern waren nur aus dem Ortsnetz
zu erreichen - also außerhalb mußte man die Ortsvorwahl wissen - die 110 war nur in einigen Orten geschaltet und von außerhalb
gar nicht erreichbar, der Anruf selber war auch noch nicht kostenfrei.
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Um
1972 gab es dann die ersten Bestrebungen, die Fahrzeuge mit zwei Mann zu besetzen, wie es andernorts schon üblich war,
auch wurde der Ruf nach einem größeren und komfortableren Fahrzeug laut, welches zusätzlich noch mit einem Arzt besetzt sein
sollte.
1973 spendete dann die Kfz-Innung Husum unter ihrem Innungsobermeister Keßler ein solches Fahrzeug im Wert von etwa
50.000 DM, nach seiner Ausrüstung mit medizinischem Gerät betrug sein Wert über 100.000 DM. Das Fahrzeug wurde zunächst in einer
Behelfsgarage in der Neustadt untergebracht. Dies verlängerte natürlich die Ausrückezeit enorm, das Krankenhaus konnte eine
ständige ärztliche Besetzung nicht garantieren und auch sonst wurde das "Medimobil" nur spärlich eingesetzt, was zur Folge hatte,
dass in den ersten drei Jahren lediglich 3.500 Kilometer zurückgelegt wurden.
Über diesen Mißstand beschwerte sich dann
1977 die Kfz-Innung beim Kreis und reichte gleich noch eine Liste mit Vorschlägen
ein, wie der Rettungsdienst in Nordfriesland weiter verbessert werden könnte und müßte. Auch auf Probleme in Bezug auf die
Rettungsleitstelle wurde hingewiesen. Daraufhin wurden dann politisch schon in der Schublade liegende Pläne umgesetzt bzw. sich
der Sache angenommen. Es wurde zusätzliches Personal eingestellt, um die Fahrzeuge künftig mit zwei Mann besetzen zu können.
Auch zwei Notärzte wurden eingestellt, um das "Medimobil" - die offizielle Bezeichnung lautet Notarztwagen - besser und rund
um die Uhr einsetzen zu können. Auch in den folgenden Jahren engagierte sich die Kfz-Innung weiter in vorbildlicher Weise und
spendete u.a. für medizinische Gerätschaften.
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1975 konnte dann auch die neue Rettungswache bezogen werden, diese wurde direkt auf dem Gelände des Kreiskrankenhaus gebaut
und befand sich genau zwischen Kreishaus und Krankenhaus an der Parkstraße.
Der nächste große Einschnitt war die Umsetzung des Rettungsdienstgesetzes in Schleswig-Holstein am 1. Januar
1992, welches
künftig einen Rettungsassistenten und einen Rettungssanitäter mit 200 Einsätzen als Minimalbesetzung für einen RTW vorsah.
1994 wurde dann mit der Planung der neuen und jetzigen Rettungswache an der Schleswiger Chaussee begonnen, die
1996 dann
bezogen werden konnte. Ein Umbau oder eine Erweiterung des alten Gebäudes kam aus statischen und wirtschaftlichen Erwägungen
nicht in Frage, auch wiesen die Krankenkassen darauf hin, dass zunehmend die Hilfsfrist nicht mehr eingehalten wurden und dass
daher ein Neubau an einsatztaktisch günstiger Stelle notwendig sei. Das NEF bekam seine eigene kleine Wache auf dem
Krankenhausgelände, um den Notarzt zeitnah aus dem Krankenhaus abholen zu können.
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Mehr Fahrzeugfotos aus Nordfriesland gibt es hier:
Einsatzbereich
Die Fahrzeuge sind nur symbolisch, sie stehen nicht für die Anzahl der vorgehaltenden Einsatzmittel.
Der rot markierte Bereich stellt das Einsatzgebiet der Rettungswache Husum dar. Wie seit Jahren üblich und vertraglich so beschlossen
werden auch die Rettungsmittel des Kreis Nordfriesland in benachbarten Kreisen eingesetzt, für die Rettungswache Husum bedeutet dies,
dass die Begrenzung des Einsatzbereiches nach Osten die Ortsmitte von Treia (Kreis Schleswig-Flensburg) ist. Im Gegenzug werden die
nordfriesische Gemeinden Behrendorf, Bondelum und Sollwitt durch die Rettungswache Eggebek und die Gemeinden Fresendelf, Hude,
Schwabstedt, Seeth, Süderhöft, Wisch und die Stadt Friedrichstadt durch die Rettungswache Stapel versorgt. Dies wird weiter
nördlich mit Rettungswachen Högel (NF) und Medelby (SL) ebenso praktiziert, wie weiter südlich im Bereich der Rettungswache
Tönning mit den Rettungswachen in Heide, Ostrohe und Westerdeichstrich im Kreis Dithmarschen.
Die vom Landesrettungsdienstgesetz vorgegebene Hilfsfrist von zwölf Minuten bestimmt den Einsatzradius der Rettungswachen, durch
den zusätzlichen Standort am weiter westlich gelegenen Kreiskrankenhaus mit dem Notarzteinsatzfahrzeug kann auch die Westspitze
Nordstrands in der vorgeschriebenen Zeit erreicht werden.
Weitere Informationen finden sie auf der Website des Rettungsdienstes des Kreis Nordfriesland.
Quellennachweis
- diverse Artikel der "Husumer Nachrichten" und "Palette"
- diverse Fotos stammen von Husumer Kollegen, gekennzeichnet durch "Foto RW Husum" - vielen Dank für die freundliche Genehmigung
- öffentlich-rechtliche Verträge zwischen den Kreisen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg (Sommer/Herbst 1999)