Hartenholm: Streit um fliegende Ärzte (28. Juli)
(
shz)
Die Debatte um den Einsatz des Notarzthubschraubers „KUNO-SH-01“ der Norderstedter Hilfsorganisation
KBA wird schärfer: Politik, Krankenkassen und der Betreiber mit Sitz in Hartenholm im Kreis Segeberg streiten über Kosten, Nutzen
und Zulässigkeit eines zusätzlichen Hubschraubers. Das Problem: Der Helikopter der KBA hat zwar eine Zulassung des
Luftfahrtbundesamtes, doch noch fehlt eine offizielle Zulassung nach dem Rettungsdienstgesetz. Wird der Hubschrauber gerufen,
bleibt der Betreiber auf den Kosten sitzen. „Momentan zahlen wir die Einsätze aus eigener Tasche“, sagte KBA-Chef Michael
Vollmer. Seit Inbetriebnahme des Helikopters am 15. Juli diesen Jahres habe KUNO-SH-01 bereits sechs Einsätze geflogen – für
rund 38 Euro die Flugminute. Das Projekt sei auf drei Monate in Eigenfinanzierung angelegt, damit wolle man die Notwendigkeit
des zusätzlichen Transports von Notärzten in die ländlichen Region des Landes beweisen.
Der Verband der Krankenkassen in Schleswig-Holstein (VDEK) ist von diesem Vorhaben nicht angetan: „Ich kann nur an Herrn Vollmer
appellieren, dass er dieses Projekt einstellt“, sagte VDEK-Leiter Dietmar Katzer. Der Verband befürchtet einen „eigenen
Rettungsraum“ neben der öffentlich-rechtlichen Sphäre. „Wir wollen kein Rettungsdienst-Wildwest“, sagte Katzer unserer Zeitung.
„Die drei existierenden Rettungshubschrauber sind ausreichend – die Struktur ist gut.“ Die Deutsche Rettungsflugwacht (DRF) wies
unlängst mit einem Schreiben an die Kreise darauf hin, dass der Hubschraubertyp des „KUNO-SH-01“ besonderen rechtlichen
Vorgaben unterliege – er darf nicht überall landen und keine Krankentransporte fliegen. „Das ist im Kern richtig, doch betrifft
es uns nicht, da wir ausschließlich Notärzte an den Unfallort bringen und keine Krankentransporte machen“, entgegnete Michael
Vollmer. Hier sieht der KBA-Chef die Berechtigung des zusätzlichen, reinen Notarzthubschraubers: „Rund 90 Prozent der Flüge
der drei existierenden Hubschrauber sind Notarzttransporte – nur zehn Prozent Krankentransporte.“ Mit rund 38 Euro pro Flugminute
sei der Hartenholmer-Heli damit günstiger als die herkömmlichen Hubschrauber, die rund 60 Euro pro Minute kosteten.
Auch die Politik ist in den Disput eingestiegen. Der Landesvorsitzende der Christlich-Demokratischen-Arbeitnehmerschaft (CDA),
Werner Kalinka (CDU), forderte am vergangenen Montag eine öffentliche Debatte: „Nach der politischen Sommerpause müssen wir das
Thema der Notarztversorgung im Lande gemeinsam erörtern – es gibt Defizite.“