Hm, womit anfangen? Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr fällt einem ein.
Da wären dann zunächst einmal Leute, die Dinge beurteilen, kommentieren, erklären, bequatschen,
veröffentlichen, von denen sie selber keine Ahnung haben. Ich kann an dieser Stelle immer wieder nur
Dieter Nuhr zitieren:
"Es ist schrecklich, dass heutzutage jeder eine Meinung hat und dazu dieses Sendungsbewusstsein
ohne Kenntnis der Sachlage. Wenn man mal keine Ahnung, einfach mal Fresse halten!"
Unbedingt gehört in diese Aufzählung natürlich der mediale Boulevard und an seiner Spitze die größte
deutsche Tageszeitung mit den vier großen Buchstaben. Es ist einfach miesester und primitivster
Journalismus, inhaltlich auf Sex, Kriminalität, Krieg, Prominentenklatsch, Sport und oft von ihr selbst
hochstilisierten oder gar frei erfundenen "Skandalen", "Affären" und "Neuigkeiten" aufgebaut, die
dann auf der ersten Seite mit reißerischen Überschriften proklamiert werden.
Der ihr eigene Sprachstil - Sachverhalte werden grammatisch und auch inhaltlich verknappt und
vereinfacht, fehlende Bindewörter, übermäßiger Gebrauch von Schlagwörtern und sprachlichen Bildern
ähnlich eines Werbetextes, oft Emotionalisierung durch direkte Ansprache ("Wir"), Fragezeichen
kaschieren zweifelhafte oder fehlerhafte überschriften, übermäßige Verwendung von Ausrufen und
Imperativen - kombiniert mit der aggressiven, rücksichtslosen Berichterstattung und der hohen
Auflagenzahl machen dieses Druckwerk zu einem gefährlichen Instrument der öffentlichen
Meinungsbidung, gerade auch im Hinblick auf die Tatsache, dass von BILD gepushte "Themen"
dann auch von anderen Medien übernommen werden.
Ich empfehle diesen Weblog, der die Berichterstattung der BILD-Zeitung kritisch begleitet: www.bildblog.de
(Daily)Talk-Shows, Soaps, Big Brother und Konsorten... Und wieder komme ich nicht umhin, Dieter
Nuhr zu zitieren:
"Früher, wenn man da Luft im Schädel hatte, da kam man in eine Anstalt. Heute kommt man ins
Fernsehen und darf der ganzen Welt mitteilen, warum das unglaublich geil ist, Luft im Schädel zu
haben. Und am nächsten Tag versuchen sich alle Luft in den Kopf zu pumpen und alle Luftpumpen
sind ausverkauft."
Discos und überlaute Musik (Techno heißt übersetzt in etwa: taub durch "Musik")
Zigaretten - mal ehrlich, für den Nichtraucher gibt es nicht vieles, was schlimmer riecht resp. stinkt als
kalter Zigarettenrauch. Und es sieht bei über 90% der Leute auch noch nicht einmal so cool aus, wie es
uns die Werbung glauben machen will. Schon mal einen Raucher morgens nach dem Aufstehen
gelauscht? Und dann nach dem halbstündigen Hustkonzert der Satz: "Scheiß-Wetter, da habe ich mir
bestimmt wieder was eingefangen..."
Grobe Unpünktlichkeit - Einige Leute scheinen tatsächlich nach dem Grundsatz zu handeln: "Solange
es noch dasselbe Datum ist, bin ich nicht zu spät!" Wir verstehen uns richtig, jeder kann mal zu spät
kommen, aber dieses konsequente Ignorieren von Uhrzeiten finde ich ziemlich nervig.
Grobe Unordnung - Jaja, wer Ordnung hält, ist bloss zu faul zum Suchen. Aber man muss es ja nicht
übertreiben, obwohl ich selber meist als schlechtes Beispiel voraus gehe, besonders was meinen
Schreibtisch angeht...
Handywahn - An allen Ecken düdelt, klingelt, bingelt, quäkt und vibriert es. Liebe Leute, es ist nicht
zum Aushalten!!!
Außerdem muss ich auf Stadt-, Land-, und Bundesstraßen Slalom fahren, weil andauernd irgendein
Kommunikationswüstling mit "Blinker-rechts-an" am Straßenrand steht und telefoniert, weil er es ja
während der Fahrt ja nicht darf. Wie haben wir es bloss jahrelang ohne dieses Gerät ausgehalten? Und
dann diese sinnentleerten "wichtigen" Gespräche plus der dauernden Suche nach einem Netz plus
dieser Klingeltonhysterie im Schlepptau.
Laufende Eisenwarenläden - Auch so ein Trend, der völlig an mir vorüber gegangen ist, ich stehe mehr
auf "traditional Piercing". Auch übermäßigem Schminken kann ich nicht viel abgewinnen - Man soll
Vorteile unterstreichen, nicht sich anmalen! Ist auch nicht schön, seiner Freundin einen Kuss auf die
Wange zu geben und dann noch eine halbe Stunde später den Geschmack ihrer "Grundierung" im
Mund zu haben.
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