Friedrichstadt: Gemeinsam auf den Ernstfall vorbereiten (13. Oktober)
(
shz)
Ausnahmezustand in Friedrichstadt: Ein Meer von Blaulichtern, Absperrungen und viele Zuschauer am
„Großen Garten“. Erstmals arbeiten drei Landkreise bei der Großübung „Brückenschlag“ zusammen und beweisen: Kreisgrenzen sind und
dürfen keine Hindernisse sein. „Solch eine gemeinsame Übung findet viel zu selten statt“, unterstreicht Nordfrieslands
Kreiswehrführer Christian Albertsen.
180 Einsatzkräfte von Rettungsdiensten der Kreise Nordfriesland, Dithmarschen und Schleswig-Flensburg sowie Feuerwehren, Notärzte,
Notfallseelsorger, eine Psychologin, Polizei, DRK, DLRG, Johanniter Unfallhilfe, Suchhundestaffel und Taucher sind an der
mehrstündigen Übung beteiligt – mehrere 100 Zuschauer beobachten die Aktion. Sie bekommen ein großes Lob von Joachim Misdorf vom
Organisationsteam: „Die Bevölkerung verhält sich äußerst diszipliniert, bleibt auf sicherer Distanz und stört den Einsatzablauf
zu keiner Zeit.“ Unter den „Sehleuten“ sind auch hochrangige Beobachter wie der Kommandeur der Stapelholm Kaserne in Seeth,
Oberfeldarzt Dr. Arne Müller, mehrere Amtswehrführer und ihre Stellvertreter. Die Amtsvorsteherin des Amtes Nordsee-Treene, Karen
Hansen, die die mehrstündige Übung bis zum Schluss verfolgt, spart nicht mit Anerkennung: „Absolut beeindruckend.“ Ähnlich äußert
sich der Rettungsdienstleiter des Kreises Schleswig-Flensburg, Wolfgang Rochlitz, und fügt hinzu: „Bei dieser komplexen
Schadenslage sind die Ressourcen eines einzigen Landkreises erschöpft. Da muss in jedem Fall Hilfe aus den benachbarten Kreisen
ran.“ Dafür, dass wirklich alles klappt, sorgt die eigens eingerichtete „Rettungsleitstelle Friedrichstadt“, in der Roland
Strauss, Heidi Kiel und Ludolf Schulz alle Hände voll zu tun haben. Friedrichstadts stellvertretender Bürgermeister Bernd
Güldenpenning: „Ich ziehe meinen Hut vor dieser Leistung – imponierend, wie hier unterschiedlichste Rettungsorganisationen
reibungslos zusammenarbeiten.“ Dafür hat das Organisationsteam mit Joachim Misdorf, Roland Strauss, Paul Bazan, Birger Thomsen,
Ludolf Schulz, Jörg Oestreich, Andreas Fitschen und Christian Wehr drei Monate lang Vorarbeit geleistet und zuvor mehrere
Ortstermine wahrgenommen.
Das Szenario der Übung: Alarm um 18.56 Uhr. Aus dem Restaurant stürzt der Koch, der zuvor einen Notruf abgesetzt hatte, unter
lauten Hilferufen ins Freie, er spricht von „einem großen Knall und vielen Verletzten“. Das Ausflugslokal ist zu dieser Zeit
wegen einer Feier voll besetzt, die Gäste stürzen panikartig nach draußen, immer wieder hallen gellende Hilfeschreie vom Dach
durch das Abenddunkel. Mit laufendem Funkgerät eilt Polizeieinsatzleiter Thomas Jacobsen von der Zentralstation Friedrichstadt
im Laufschritt an den Einsatzort. Rainer Rahn hat mit Streifenwagen und Warnlampen mittlerweile die Kreuzung vor dem Restaurant
abgesperrt. Nach wenigen Minuten treffen erste Feuerwehren und Rettungswagen ein, Rettungsteams richten eine
Verletztensammelstelle ein und Atemschutzträger dringen in das Gebäude vor.
Um 19.30 Uhr steigen Taucher zur Personenrettung in den benachbarten Sielzug und fördern unter Beifall auch jene große
Absperranlage zutage, die seit dem Stadtfest vermisst wurde. Zwei Notärzte untersuchen die Verletzten, die von Rettungskräften
fachlich gut versorgt und betreut und von Notfall-Seelsorgern und einer Psychologin unterstützt werden. Zu allem Unglück prallt
im Einsatzgeschehen – planmäßig – ein Pkw mit Zaungästen gegen eine Hausmauer. Die Verletzten sind eingeklemmt und müssen unter
Einsatz zweier Rettungsscheren aus Koldenbüttel und Lunden freigeschnitten werden. Insgesamt 18 „Schwerverletzte“ werden in die
Klinik verlegt.
Beim Abschlussgespräch verteilt Amtswehrführer Manfred Aberle dickes Lob: „Ihr wart alle fantastisch.“ Zu den 180 Einsatzkräften
addieren sich 16 Rettungswagen sowie 14 Feuerwehr- und Einsatzfahrzeuge der Führungskräfte, der Hunde- und Taucherstaffel.