„Miriam“ prüft die Rettungsdienste (3. Februar)
(
shz)
So gegen 8.30 Uhr gestern hatte „Miriam“ den Zuständigkeitsbereich der Regionalen Einsatzleitstelle
Nord erreicht. Von der Halbinsel Eiderstedt aus arbeitete sich das Schneetief weiter nach Norden vor, festgefahrene Fahrzeuge
pflasterten seinen Weg. Für die mit vielen Anlaufschwierigkeiten gestartete Leitstelle der Kommunen und der Polizei in den Kreisen
Schleswig-Flensburg, Nordfriesland und der Stadt Flensburg eine erste wirkliche Bewährungsprobe. „Bis auf die Tür-Klingel hat alles
bis jetzt hervorragend funktioniert“, kommentierte Leitstellen-Chef Uwe Rühl gestern auf einer Pressekonferenz.
In der Tat flattert draußen ein Zettel im Wind, der Besucher bittet, telefonisch um Einlass zu bitten. Die Wahrscheinlichkeit,
jemanden anzutreffen ist gleichwohl recht hoch: Die Einsatzleitstelle hat angesichts der Wetterlage ihr Personal verstärkt,
berichtete Rühl gestern in einem Pressegespräch in Harrislee. „Sie ist klein, aber sehr wirksam“, sagt Rühl. „Myriams“ Weg durch
den Norden ließ sich anhand der Alarmmeldungen zeitgenau nachverfolgen. Um 8.30 Uhr steckten die ersten Autofahrer mit ihren
Fahrzeugen auf Nordstrand in Schneewehen fest und mussten von Landwirten oder Freiwilligen Wehren geborgen werden. Sie blieben mit
dem Vordringen der Front nicht die letzten. Gleichwohl registrierte die Leitstelle bei insgesamt 15 verkehrsbedingten Einsätzen
erstaunlich wenige Zwischenfälle. „Das ist deutlich weniger als an normalen Tagen. Viele lassen ihr Auto stehen, und wer fährt,
der fährt diszipliniert und vorsichtig“, stellte Polizeisprecher Volker Boldt fest.
Zu den Opfern gehörten oft auch professionelle Vielfahrer. In Flensburg stellte sich ein schwerer Sattelzug quer, auf der A 7 bei
Tarp und in Schleswig sorgten quer stehende Klein-Lkw für Staus. Auch Polizei und Rettungsdienste hatten erhebliche Probleme,
schnell zu den Einsatzorten zu gelangen und steckten zeitweise ebenso fest wie die anderen Verkehrsteilnehmer.
In der Vorbereitung auf die zu erwartende Wetterlage spielte das in der Einsatzleitstelle eine Hauptrolle. „Wir müssen die
Einsatzfähigkeit der Rettungsdienste sicherstellen“, so Leitstellensprecher Sacha Münster. Bundeswehr und Katastrophenschutz
aktivierten deshalb ihre Allrad getriebenen Fahrzeuge für technische Hilfeleistungen. „Wir verfügen über gut zwei Dutzend
Allrad-Fahrzeuge, die im Einzugsbereich der Rettungswachen im Norden stationiert sind“, so Rühl. Das ist umso wichtiger, als dass
die zivilen Rettungshubschrauber bei dieser Witterung nicht zur Verfügung stehen. Nur der auf Helgoland stationierte
SAR-Hubschrauber ist im Moment einsatzbereit. Die oftmals schon betagten Unimogs aus den 70er Jahren übernahmen gestern
beispielsweise die Begleitung von Rettungsfahrten auf der Nordstraße zwischen Flensburg und Kappeln, die „strandtauglichen“ unter
ihnen wurden im Bereich der Nordseeküste aufgestellt.
Parallel übernahmen Fahrzeuge des Katastrophenschutzes gestern Nachmittag den Transport von Tagespatienten aus den Kliniken. „Für
uns ist es bei dieser Großwetterlage wichtig, dass die Krankenhäuser über ausreichende Kapazitäten verfügen“, so Uwe Rühl. Wichtig
war auch: Durch den Einsatz der Helfer von THW und DRK blieben die Rettungswagen für aktuelle Einsätze verfügbar.