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Gewichtsprobleme...

Ich musste kürzlich feststelle, dass meine hart erarbeitete Hosengröße 50 leicht zu drücken anfing. Und dies, obwohl ich - meiner Meinung nach - mich ernährungstechnisch richtig verhalten hatte. Denn haben wir nicht alle in der Schule im Physikunterricht gelernt, dass es einer Kalorie bedarf, um ein Gramm Wasser um ein Grad zu erwärmen...

Um diese Erkenntnis wissend, nahm ich meine Nahrung entsprechend temperiert zu mir: Um ein Kilo Frucht- eis zu schmelzen, wird laut Thermodynamik die gleiche Menge an Energie benötig, wie Wasser von einem auf achtzig Grad Celsius zu erwärmen (also ca. 79.000 Kalorien, doch wir nehmen an, dass etwas Eis bereits geschmolzen und der Fruchtanteil recht hoch ist), letztendlich also etwa 35.000 Kalorien. Um das Ganze jetzt noch auf annähernd Körpertemperatur zu bringen (von 1° auf 36° C) werden dann, falls wir nicht kleckern, was ich bei Eis jedoch tunlichst vermeide, noch einmal 35.000 Kalorien verbraucht, insgesamt also etwa 70.000 Kalorien. Dies entspricht der Kalorienmenge von 55 Packungen Vienetta Cappuccino. Anfangs hatte ich sogar Angst, beim Essen zu verhungern…

Doch leider scheint es irgendwo einen Denkfehler zu geben bzw. da sieht man mal wieder, was so eine Schulbildung eigentlich wert ist. Da Joggen - wie sich der geneigte Leser aus einer früheren Erzählung noch zu erinnern vermag - auf keinem Fall eine Möglichkeit ist, das Gesunde mit dem Sportlichen zu verbinden, wollte ich es diesmal mit einer ortsfesten, weniger belastenden und gefährlichen Tätigkeit probieren. Die Lösung lautete: ein Heimtrainer. Leider hat der Fitnesswahn in den letzten Jahren unerhörte Ausmaße angenommen, und da sich nach dem Gesetz von Lord Henry Siegbert Leopold von und zu Brahmhausen Ritter und edler Wolfskehl dem III. um jede profitable Idee eine Kathedrale aus Produktion, Vermarktung und Verballhornung errichtet, die selbst den Tod der eigentlichen Idee schadlos übersteht und als Selbstzweck Jahrhunderte überstehen kann (mit dem selben Problem kämpfen u. a. auch die Kirche und diverse politische Parteien), gibt es auf dem Markt mehr unterschiedliche Heimtrainer als ich trainierbare Muskeln habe. Es ist im Übrigen dieselbe Industrie, die uns erzählt, dass ein ganz gewöhnlicher WC-Reiniger den natürlichen Mittelpunkt eines normalen, glücklichen Familienlebens bilden kann.

Ich entschied mich dann für einen Ergometer - schlaudeutsch für "Heimfahrrad". Man könnte natürlich auch mit einem richtigen Fahrrad trainieren, ich verstehe Ihren Einwand, geschätzte(r) Leser(in), aber er ist mit Ihrer fehlenden Ortskenntnis zu erklären. Schließlich lebe ich in einer Gegend, in der schon vor Jahrhunderten Druiden die Radfahrer verfluchten und Petrus mit der Ausarbeitung der Durchführungsbestimmungen beauftragten: Die Winde sind seitdem nicht zur Ruhe gekommen, und dem Naturgesetz der allgemeingültigen Gemeinheit folgend kommen sie immer aus der Richtung, in die man fahren möchte; außerdem gibt es überlieferte Erzählungen, von mutigen Radfahrern, die sich gegen den - im wahrsten Sinne des Wortes - Niederschlag gestemmt haben und dabei ertrunken sind. Des Weiteren wird der Landstrich angesichts der vorherrschenden Höhenunterschiede völlig zu Unrecht als plattes, flaches Norddeutschland bezeichnet.

Angesichts der nur als phantasievoll zu bezeichnenden Preisvorstellungen für derartige Gerätschaften beschloss ich, mein Glück im Internet bei einem Auktionshaus zu versuchen, was auch ziemlich gut gelang. Mir wurde bedeutet, dass die Ware nach Bezahlung abgeschickt und sich das Transportunternehmen telefonisch zwecks einer Vereinbarung des Liefertermins mit mir in Verbindung setzen werde.

Eines schönen Freitagvormittages klingelte es dann an meiner Tür und über die Sprechanlage schallte es mir entgegen: "Transit Transport, ihr Heimtrainer ist da!" Etwas verdutzt, doch auch erfreut entgegnete ich: "Ja, gut, dritter Stock bitte!" und legte auf. Relativ ereignislose fünf Minuten verstrichen, bis es erneut schellte. Neugierig nahm ich den Hörer ab und erfuhr: "Ja, woll'n sie Ihr Paket nicht abholen?" - "Nein, eigentlich können Sie es doch nach oben bringen, von wegen Spediteur uns so!" Ein stimmungsmäßiger Temperatursturz teilte mir mit, dass ich mich irrte. Etwas baff begab ich mich dann nach unten, um die Problematik näher in Augenschein zu nehmen.

Unten angekommen erwartete mich eine mittelgroße, als Spediteur verkleidete Speckschwarte, deren Latzhose im Hüftbereich einem Druck stand halten musste, wie er normalerweise nur im Inneren sehr großer Sterne herrscht. Das Wesen schaute gelangweilt und hielt mir seinen Lieferauftrag zur Unterschrift hin.
"Wollen Sie mir den Karton denn nicht nach oben bringen?", fragte ich neugierig. "Nö, dat is mir zu hoch ...!", entgegnete mir die Molluske und kam zu der Überzeugung, dass Gelassenheit genau die Stimmung sei, die die Situation jetzt erfordere. Auf meinen Einwand, dass er schließlich der Spediteur sei, schien es einen wahnsinnig plausiblen Grund dagegen zu geben, an den er sich momentan jedoch nicht recht erinnern konnte.
"Was hätten sie denn gemacht, wenn nur meine Freundin daheim gewesen wäre? Hätte die dann das Paket nach oben buckeln sollen?", fragte ich, bevor er den blödsinnigen Blick in eine blödsinnige Bemerkung umsetzen konnte. Erleichtert registrierte er, dass der Boden wieder an Konsistenz zunahm und entgegnete: "Dann hätt' ich dat Ding halt wieder mitjenommen!" - "Und was ist mit der telefonischen Lieferabsprache?", versuchte ich verzweifelt einen Keil in die Wand der Gleichgültigkeit zu treiben. "Davon weiß ich nichts!", entgegnete mir der Spediteurs-Darsteller, wobei er seine Gelassenheit keineswegs für die gute alte Überheblichkeit aufgab.
Ich begab mich in Angriffstellung, wurde jedoch durch seine Ankündigung: "Wenn sie ihn nicht haben wollen, nehme ich ihn halt wieder mit!" in die Defensive gedrängt. Angesichts der Perspektive, dass mein so dringend benötigter Heimtrainer auf Monate hinaus in den Eingeweiden eines Speditionslagers verschwände, ließ mich einknicken, ich unterschrieb die Empfangsbestätigung und ächzte das Ding nach oben.

Recht verärgert studierte ich den Lieferschein und nahm nur unwesentlich überrascht zur Kenntnis, dass auf diesem eindeutig eine telefonische Terminfestlegung gefordert war. Eine Rücksprache mit dem Speditionsunternehmen, machte mir dann jedoch recht schnell klar, dass nicht nur ihre Linke häufig nicht wusste, was die Rechte tat, meist hatte auch die Rechte selbst nur ziemlich verschwommene Vorstellungen davon.

Aber zurück zu meiner Errungenschaft, nach einigen kundigen Handgriffen war das Gerät installiert, aufgebaut und betriebsfertig. Doch bereits nach dem ersten Trainingspensum wurde mir klar, dass ich am Hintern wohl kein Problem mit überflüssigen Fettpölsterchen habe - er schmerzte hingebungsvoll ob der ihm zugemuteten Belastung. Auch meine Freundin schwang sich voller Motivation für eine halbe Stunde auf das Trimmrad, was ihm seitdem den Namen "Schatzis Höllenrad" eingebracht hat.

Apropos Frauen und Gewicht: Ich liebe es ja, hin und wieder Gespräche zu belauschen. Zum Beispiel letztes Wochenende im Cafe; das Wetter spielte insoweit mit, dass noch Plätze außerhalb zur Verfügung standen. Am Nebentisch zwei Frauen: Die eine war so viel Frau, wie man sein konnte, ohne zwei Frauen zu werden, wer behauptete, die andere sei dünn, ließ eine gute Gelegenheit ungenutzt, das Wort "ausgezehrt" zu ver wenden. Und da Figurprobleme bei Frauen ja schon traditionell ein Thema unter den Top-5 sind (die anderen sind Männer, Sex, Kleidung, Tratsch), findet das Gespräch seinen Weg fast automatisch in diese Richtung. Mit Leidensmiene und fast weinerlichen Unterton schilderte die Dürre (!!!) ihrer schockiert lauschenden Gesprächspartnerin, dass sie schon wieder zugenommen habe (eine psychologische Gemeinheit allererster Güte, wie sie nur Frauen zu praktizieren im Stande sind - Männer sind da viel subtiler: sie kloppen sich!).

Auch Gespräche zwischen Frau und Mann wie dieses...

    Frau: "Warum bin ich hingefallen?"
    Mann: "Massenanziehungskraft!"
    Frau: "Was?! Du sagst, ich sei FETT??!"

...lassen auf eine eindeutige Überempfindlichkeitsstörung des weiblichen Geschlechtes schließen. Nun muss dazu gesagt werden, dass es sich hier nicht um übliche Maßstäbe handelt. Im Gegensatz zu Männern sind Frauen in der Lage, ohne sichtbare Ergebnisse zuzunehmen, was für sie aber nicht weniger schockierend ist. Während der Mann morgens beim Anziehen bemerkt, dass die Hose doch langsam etwas enger wird, hätte die Frau die Tendenz dieser Gewichtszunahme schon Tage, was sage ich, Wochen im voraus bemerkt.

Die gewöhnlich gut über die Wünsche der Konsumenten unterrichtete Wirtschaft hat deswegen speziell auf die Wünsche der Frauen zugeschnittene Produkte entwickelt: Die Waage, die bis auf das Gramm genau wiegt... (Für die Männer hier der Hinweis: Das ist die dritte Nachkommastelle bei normalen Waagen, die Kilogramm als Maßeinheit haben.)

Und so nimmt das morgendliche Drama seinen Lauf: Er sitzt bereits beim gemütlichen Frühstück, während sie noch im Bad ist - sie ist immer im Bad. Kurz darauf kommt sie mit Leidensmiene und Flunsch aus dem Bad: "Will kein Frühstück, ich werde zu FETT!" Sehr gut zu beobachten ist auch das völlige Fehlen der Fähigkeit, das alte Postulat von Form und Inhalt korrekt ins Stimmliche zu transformieren. "FETT" ist das Wort, dass sie benutzen und man kann es förmlich hören, dass sie in Grossbuchstaben mit Fettdruck reden. "Ja, ich werde FETT, DU hättest ja auch ruhig mal was sagen können, so kann ich doch gar nicht mehr vor die Tür gehen..."

Hat schon jemand von euch den Fehler gemacht, eine Frau auf eine kleine Gewichtszunahme aufmerksam zu machen? Wir wissen doch alle, wie das endet, oder? "Was, du nennst mich FETT??!" RUMMS! Das war die Tür zum Badezimmer oder Schlafzimmer, gefolgt von einem knirschenden Abschließgeräusch. Wir sind gezwungen im Garten zu pinkeln oder auf der Couch zu schlafen und in den nächsten Tagen eine Summe von der Größe eines kleinen Verteidigungshaushaltes für besänftigende Blumen- oder Schmuckpräsente auszugeben. Ein ebenso dummer wie bedauernswerter Geschlechtsgenosse hatte Pralinen ("Du willst mich wohl mästen, was!?" - RUMMS!) gekauft, woraufhin er gezwungen war, eine Hypothek auf sein Haus aufzunehmen.
Dieser Aufforderung nachzukommen, entspricht also dem verbalen Äquivalent des Elefanten im Porzellanladen, wobei das Schlimme daran ist, Männer sind immer die Verlierer. Es gilt also nur die Wahl zwischen schmollendem Vorwurf und finanziellem Ruin zu treffen.

Wer jetzt meint, dass dies ein Leichtes sei, man nimmt natürlich Ersteres, kennt die Frauen nicht wirklich. Denn den Frauen ist es evolutionär über die Jahrhunderte gelungen, das Schmollen zu einer Art Kampftechnik auszubilden, die in Wucht, Präzision und Effektivität dem Karate oder Jiu Jiutsu in nichts nachsteht. Also heißt es mal wieder, Männer, nehmt euer Schicksal an, Naturgesetze sind nicht zu besiegen.

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